8. Kennenlerntreffen

Rückblick der Schweizer

Am 1. und 2. Oktober 2005 war es zum achten Mal wieder soweit.

33 betroffene Eltern trafen sich zum fast schon traditionellen Kennenlerntreffen in Attendorn. Zwischen 11:30 und 14 Uhr trafen Eltern aus ganz Deutschland in der Politischen Akademie in Attendorn ein. Nachdem auch wir drei aus der fernen Schweiz Angereisten unser Ziel erreicht hatten, startete das Treffen zuerst einmal mit stärkendem Kaffee und feinem Kuchen.

Viele Eltern kannten sich bereits von früheren Treffen, andere, die zum ersten Mal dabei waren, fühlten sich in der großen Runde sehr schnell aufgehoben und getragen. Dank der Namensschilder ließen sich die einen oder anderen zuordnen, kannte man doch die Geschichten der einzelnen Kinder von den jeweilig liebevoll gestalteten Homepages und so waren die ersten Kontakte im Nu geknüpft.

Mit erwartungsvollen aber auch gemischten Gefühlen betraten wir dann den Gruppenraum, der wiederum sehr liebevoll mit vielen bunten Kerzen, Zweigen und den Sonnenstrahlen, welche mit den Namen unserer Kinder versehen waren, geschmückt wurde. Die mitgebrachten oder neuen Sonnenstrahlen wurden dazu gelegt, sowie eine Kerze und ein Foto für jedes Kind. Ute und Carmen hatten für jedes Kind eine wunderschöne Kerze angefertigt und die Zweige mit den Schmetterlingen und dem Regenbogen wiegten sich leise (danke, Ute + Carmen!). Die sanften Klänge, die Fotos unserer Kinder im Schein der Kerzen, all diese Eindrücke ließen uns Eltern ganz still und leise werden. Viele von uns kämpften mit den Tränen.

Im Namen von Tina und Bodo wurden wir herzlich willkommen geheißen und die Vorstellungsrunde nahm ihren Anfang. Jeder konnte so viel oder wenig von seinem Kind erzählen wie er mochte, fällt es doch immer wieder schwer, die traurige Geschichte vor so vielen – wenn auch Selbstbetroffenen – zu erzählen. Das Teelicht in Herzform wanderte so von einem zum anderen und gab einen gewissen Halt bei der Erzählung der so vielen traurigen Schicksale. Dabei zündeten wir für jedes Kind eine Kerze an und schon bald erstrahlte die „Sonne“ in einem warmen Licht, das den ganzen Raum erfüllte.

Unser Treffen widmete sich dem Thema „Regenbogen“, der in verschiedenen literarischen Werken als Zeichen aus der „anderen Welt“ gedeutet wird. Nach einer kurzen Pause las uns dann Bodo die Geschichte von Julius, dem Regenbogenmaler vor. Wir lieben die Regenbogen am Himmel, bewundern ihre wundervollen Farben und nun haben wir auch erfahren, wer für die Entstehung der Regenbogen zuständig ist.

Die Zeit verging wie im Fluge und es wurde Zeit für das Abendessen. So wurde der erste Teil des Treffens mit einer kurzen Gesprächsrunde abgeschlossen. Jeder konnte sich noch einmal zum vergangenen Nachmittag äußern, wie er sich fühle und wie es ihm ergangen ist. Nach einem zünftigen Abendessen übernahmen Freiwillige den Part, sich im Kaminzimmer ein bisschen „breit zu machen“, war doch noch eine andere, große Gruppe in der Politischen Akademie einquartiert. Kurz darauf trudelten alle in dem bereits rauchgeschwängerten Raum ein und ließen sich gemütlich auf den Sofas nieder. Wir lachten, weinten, Gespräche wurden geführt, Erfahrungen ausgetauscht und nicht zuletzt gegessen und getrunken. Dega verwöhnte alle einmal mehr mit Selbstgemachtem, diesmal mit einer außerordentlich schmackhaften Wildschweinwurst. Zu fortgeschrittener Stunde verabschiedeten wir uns nach und nach, bis auch die Letzten sich von den anregenden Gesprächen im gemütlichen Kaminzimmer zurückzogen und erschöpft in ihre Betten fielen.

Am nächsten Morgen trafen wir uns nach dem Frühstück wieder im Gruppenraum. Nach einem kurzen Rückblick über unser Wohlergehen, schmückten wir für unsere Kinder von Tina und Bodo zur Verfügung gestellte Glaskästchen mit Fenstermalfarbe. Das Glaskästchen kann zu Hause mit vielen kleinen Erinnerungen an unsere Kinder gefüllt werden. Schon bald sah man wunderschöne Kunstwerke, verziert mit Schmetterlingen, Regenbogen und Namen der Kinder, die man dann vorsichtig mit nach Hause transportierte.

In der Zwischenzeit liess auch der Regen nach und wir befestigten unsere am Vortag geschriebenen Briefe in Form eines Schmetterlings an den Ballons, die wir wie jedes Jahr auf einer schönen Wiese in der Nähe steigen ließen. Trotz des noch bewölkten Himmels verfolgten wir unsere Ballons noch lange, bis auch die Letzten nur noch als kleine Punkte am Horizont zu erkennen waren. Es war wiederum ein sehr bewegender Moment und wir hofften, dass die Ballons und die liebevollen Botschaften unsere Kinder erreichen mögen.

Zurück in der Akademie sangen wir gemeinsam das mittlerweile zur Hymne der verwaisten Eltern gewordene Lied „Bridge Over Troubled Water“ von Simon & Garfunkel. Mit diesem bewegenden Lied neigte sich unser gemeinsames Wochenende langsam dem Ende zu. Das Mittagessen wartete auf uns und schon bald darauf musste man sich leider schon wieder voneinander verabschieden. Die vergangenen 24 Stunden verbrachten wir in einem sehr geschützten und vertrauten Rahmen. Es wurde für alle schwierig, dieses Aufgehobensein zurückzulassen und wieder in unsere reale Welt – ohne, aber auch trotzdem immer mit unseren Kindern – zurückzukehren.

Im Namen aller möchten wir uns nochmals ganz, ganz herzlich bei Tina und Bodo bedanken, die uns all dies ermöglichen und die mit ihrem unermüdlichen Einsatz so viel Wichtiges für uns und unsere Kinder geschaffen haben.

Wir fuhren an diesem Nachmittag müde aber glücklich unseren langen Weg zurück. Trotz der Traurigkeit, des Vermissens und auch der Sehnsucht, dass unseren Kindern kein langes Leben vergönnt war, wurde uns wieder auf wunderbare Weise bewusst, dass unsere Liebe Zeit und Raum überdauern vermag und unsterblich ist.

Unsere Eltern:

stehend: Heike (Bastian), Marion (Maximilian Lois), Martina (Gernot), Dagmar (Julia), Karin (Daniela), Christof (Gernot), Wolfgang (Julia), Dirk + Marion (Jessica), Manuela + Frank (Maximilian), Denise + Martin (Kevin), Olaf (Dominik), Sabine (Sarina), Ute (Jörg), Hans Peter (Stefan), Ina (Johanna), Martina (Stefan), Bodo

knieend: Michael + Regina (Lena), Irmhild (Michael), Sandra (Jan-Erik & Julius), Dennis + Carmen (Fabian), Hildegard (Franz), Tina (Yannis), Brigitte (Niklas), Angelika (Stefanie), Marianne (Tim Eric)

Vielen Dank, liebe schweizer Freunde, für diese sehr schöne Schilderung Eurer Eindrücke. Tina & Bodo


Nachtrag:

Auf dem Treffen erzählten uns Regina und Michael, dass Michael eine Kilimanjaro-Besteigung machen werde und ein Regenbogen-Tuch mit den Kindern von „Leben ohne Dich“ mitnehmen würde.

Hier nun die Bilder davon:

Danke liebe Regina und lieber Michael für diese Aktion und wunderbare Vorstellung: unsere Kinder auf dem höchsten Berg Afrikas, in 5.896 Metern Höhe !!

Alle Bilder © Copyright „Leben ohne Dich“